Hintergrund und Vorgeschichte
Vor rund zwei Wochen (am 09.07.2018) wurden auf diesem Blog die Nettozuwanderungszahlen für 2013 bis 2017 besprochen und darauf hingewiesen, dass diese viel höher sind, als uns die Medien weismachen wollen, da diese primär auf „Flüchtlinge“ fokussiert sind. Die Nettozuwanderungszahlen wurden dabei der Publikation „Fachserie 1 Reihe 2: Ausländische Bevölkerung: Ergebnisse des Ausländerzentralregisters“ des Statistischen Bundesamtes entnommen. In der Excel-Version der Publikation finden sich die Nettozuwanderungszahlen, definiert als Saldo von: Zugänge eines Jahres (Erst- und Wiederzuzug aus dem Ausland) und Abgänge eines Jahres (Fortzug und Abmeldung ins Ausland) im Reiter 13 „Bewegungsbilanz für die ausländische Bevölkerung 2017 nach Staatsangehörigkeit“. In der Exceldatei für 2013 finden sich auch die entsprechend hinterlegten Formeln für die Berechnung der Nettozuwanderung aus dem Ausland, z.B. für die Zahlen insgesamt (=F326+G326-(M326+N326)). Als Quelle für die Statistik und Auswertungen gibt das Statistische Bundesamt das „Ausländerzentralregister (AZR)“ an. Zusätzlich sollte hier angemerkt werden, dass in den Zahlen für 2017 297.270(!) nacherfasste Fälle für die Zugänge enthalten sind, die in früheren Ereignisjahren „eingewandert“ sind. Das Gros der Fälle mit 258.665 hat die Staatsangehörigkeit eines EU-Landes, aus Europa sind es in Summe 270.280 nacherfasste Fälle. Diese Fälle sind nach „Staatsangehörigkeit“, „Geschlecht“ und „Ereignisjahr“ ausgewiesen. Explizite Zahlen werden für die Ereignisjahre 2016, 2015, 2014, 2013, 2012, 2011 2010, 2009,2008,2007 und „vor 2007“ ausgewiesen. Für 2016 werden 70.360 nacherfasste Fälle ausgewiesen, für 2015 21.065 und „vor 2007“ 84.970 nacherfasste Fälle.
BAMF: Wanderungsmonitoring: Bericht für das Jahr 2017″
Das BAMF veröffentlichte am 17.07.2018 seinen „Wanderungsmonitoring: Bericht für das Jahr 2017″ . In dieser Publikation wird in Kapitel „Einleitende Hinweise“ darauf hingewiesen,
[…] dass sich die Wanderungszahlen auf Basis des AZR von den Zahlen der
auf An- und Abmeldungen basierenden, fallbezogenen Zu- und Fortzugsstatistik des Statistischen Bundesamtes unterscheiden, da die Daten des AZR personenbezogen sind und Personen darin erst registriert werden, wenn sie sich nicht nur vorübergehend (§ 2 Abs. 1 AZRG), sondern länger als 90 Tage im Bundesgebiet aufhalten, oder wenn ein sonstiger Anlass zur Speicherung ihrer Daten besteht (§ 2 Abs. 2 und 3 AZRG, z.B. Stellung eines Asylantrags).
Dazu sein angemerkt, dass die von mir zitierte Publikation „Fachserie 1 Reihe 2: Ausländische Bevölkerung: Ergebnisse des Ausländerzentralregisters“ des Statistischen Bundesamtes, nicht die oben genannte Publikation des Statistischen Bundesamtes sein dürfte, da diese sich explizit auf das Ausländerzentralregister bezieht. Es gibt eine separate Publikation im Bereich Wanderungen, „Wanderungen – Fachserie 1 Reihe 1.2 – 2015“. Auf diese Publikation und die darin enthaltenen Zahlen wird unten separat eingegangen.
Im Kapitel 1 „Zuwanderung“ des „Wanderungsmonitoring: Bericht für das Jahr 2017″ werden die Zuwanderungszahlen veröffentlicht, auch hier wird als Quelle das „Ausländerzentralregister“ angegeben. Die hier publizierten Zahlen weichen aber erheblich von denen des Statistischen Bundesamtes ab und selbst wenn man versucht die Zahlen aus Tabelle 13 zu korrigieren, um die in Tabelle „14b Nacherfasste Zugänge aus dem Ausland in das Ausländerzentralregister im Jahr 2017 nach Staatsangehörigkeit und Ereignisjahr“ ausgewiesenen Zahlen, ergeben sich andere Zugänge bzw. Abgänge.
Für das Jahr 2017 wird ein Zuzug von 1.179.593 und ein Fortzug von 644.513 Ausländern ausgewiesen, dieses ergibt ein Wanderungssaldo von 534.980.
Für das Jahr 2016 wird ein Wanderungssaldo von 642.897 ausgewiesen, der sich aus 1.307.253 Zuzügen und 664.356 Fortzügen errechnet.
Für das Jahr 2015 wird ein Zuzug von 1.810.904 und ein Fortzug von 568.639 Ausländern ausgewiesen, dieses ergibt ein Wanderungssaldo von 1.243.265.
Für das Jahr 2014 wird ein Wanderungssaldo von 676.730 ausgewiesen, der sich aus 1.149.045 Zuzügen und 472.315 Fortzügen errechnet.
Für das Jahr 2013 wird ein Zuzug von 884.493 und ein Fortzug von 366.833 Ausländern ausgewiesen, dieses ergibt ein Wanderungssaldo von 517.660.
Für den Zeitraum 2013 bis 2017 ergibt dieses in Summe einen Zuzug von 6.331.288, einen Fortzug von 2.716.756 Ausländern, dieses ergibt einen Wanderungssaldo von 722.906. Das ergibt einen Zuzug von 1.266.258 p.a., einen Fortzug von 543.351 p.a., was zu einem Saldo (Nettozuwanderung) von 722.906 p.a. führt.
Man vergleiche diese Zahlen mit dem im Artikel „Nettozuwanderung 2013 – 2017“ publizierten Zahlen, auch wenn man diese geg.falls um die zusätzlich nachregistrierten Fälle bereinigt.
Statistisches Bundesamt: Publikationen im Bereich Wanderungen
Das Statistische Bundesamt veröffentlicht zudem noch Publikationen zum Thema Wanderungen in und aus der Bundesrepublik Deutschland. Dabei enthalten diese Publikationen separate Ausweisungen von Zu- und Auswanderungen von Ausländern und Deutschen. Die „Wanderungsergebnisse – Übersichtstabellen“ enthalten dabei zahlreiche Hinweise bzgl. methodischer Hinweise. Interessant sind dabei solche die für Ausländer gelten. Ein Kommentar gilt den oben genannten Bereinigungen bzgl. der zusätzlich registrierten Fälle, die „verspätet“ an das AZR gemeldet werden.
Aufgrund der Umstellung der Wanderungsstatistik auf ein neues Liefer- und Aufbereitungsverfahren wurden alle im Zeitraum Januar 2016 bis Mai 2017 an die Statistik gemeldeten Zu- und Fortzüge mit einem Zu- bzw. Fortzugsdatum in 2015 oder 2016 in der Regel in dem Berichtsmonat entsprechend ihrem Ereignisdatum (entspricht Datum des Zuzugs, Wegzugs, oder Wohnungsstatuswechsels) verarbeitet. Zuvor wurden nur die in einem Monat von den Melde¬behörden erfassten und nach Monatsende an die Statistik gemeldeten Zu- und Fortzüge berücksichtigt. […] So wurde beispielsweise eine Fortzugsmeldung ins Ausland mit einem Ereignis¬datum im März 2016, welche im Februar 2017 an die Statistik gemeldet wurde, noch im Berichtsmonat März 2016 berücksichtigt, anstatt wie bisher im Januar 2017.
Zusätzlich wird ausgeführt:
In den Ergebnissen der Wanderungsstatistik ab 2016 werden nur Zu- und Fortzüge mit Zu- bzw. Fortzugsdatum im Berichtsjahr oder im Vorjahr berücksichtigt. Zuvor wurden auch weiter zurückliegende Zu- und Fortzüge berücksichtigt, sofern sie nach dem Stichtag des Zensus 2011 stattgefunden haben. Diese weiter zurückliegenden Zu- und Fortzüge fließen nunmehr nur noch in die Bevölkerungsfortschreibung ein.
Zudem wird zum Statistikchaos bei den Schutzsuchenden ausgeführt – man beachte den Terminus:
Die Ergebnisse 2016 enthalten Nacherfassungen der Zuwanderung von bereits 2015 nach Deutschland eingereisten Schutzsuchenden, die melderechtlich erst 2016 erfasst wurden. Die Zahl der Nacherfassungen wird bundesweit auf ca. 90 000 Zuzüge geschätzt. Diese Schätzung basiert auf Auswertungen der Staats-angehörigkeiten mit einem hohen Anteil von Schutz¬suchenden (Syrien, Afghanistan, Irak, Iran, Pakistan, Eritrea, Somalia, Nigeria, zudem ungeklärte Staatsangehörigkeit).
Nach diesem Vorgeplänkel die dort ausgewiesenen Zahlen.
Für das Jahr 2016 wird ein Wanderungssaldo von 635.308 ausgewiesen, der sich aus 1.719.075 Zuzügen und 1.083.767 Fortzügen errechnet.
Für das Jahr 2015 wird ein Zuzug von 2.016.241 und ein Fortzug von 859.279 Ausländern ausgewiesen, dieses ergibt ein Wanderungssaldo von 1.156.962.
Für das Jahr 2014 wird ein Wanderungssaldo von 576.924 ausgewiesen, der sich aus 1.342.529 Zuzügen und 765.605 Fortzügen errechnet.
Für das Jahr 2013 wird ein Zuzug von 1.108.068 und ein Fortzug von 657.604 Ausländern ausgewiesen, dieses ergibt ein Wanderungssaldo von 450 464.
Für den Zeitraum 2013 bis 2016 ergibt dieses in Summe einen Zuzug von 6.185.913, einen Fortzug von 3.366.255 Ausländern, dieses ergibt einen Wanderungssaldo von 2.819.658. Das ergibt einen Zuzug von 1.546.478 p.a., einen Fortzug von 841.564 p.a., was zu einem Saldo (Nettozuwanderung) von 704.915 p.a. führt.
Fazit
So kann sich jeder die gewünschte Wahrheit selber aussuchen. Trotzdem sollte klar sein, das wir in den letzten 5 Jahren eine deutliche höhere Nettozuwanderung als die in den Medien herbeigewünschte Zahl von 500.000 haben.
Quellennachweise:
Fachserie 1 Reihe 2: Ausländische Bevölkerung
Wanderungsmonitoring: Erwerbsmigration nach Deutschland Bericht für das Jahr 2017
Hat dies auf Nicht-Linke Blogs rebloggt.
LikeLike