Als der letzte Universalgelehrte gilt, je nachdem welche Quelle man heranzieht, Alexander von Humboldt oder Gottfried Leibnitz. Schaut man sich die heutigen Wissenschaften an, so stellt man die extreme Spezialisierung der Forscher fest. Es hat nicht nur eine Unterteilung der Naturwissenschaften in Biologie, Chemie oder Physik, sondern auch diese Disziplinen haben sich weiter ausdifferenziert und damit ist eine weitere Spezialisierung der Forscher erfolgt.
Interessant ist, dass viele Mainstreamjournalisten sich immer noch für Universaljournalisten halten. Deren Vorgehen scheint so zu sein, dass sie über alles berichten wollen und vermeintlich können und dabei sich offensichtlich noch nicht einmal die Mühe machen sich die Grundlagen anzueignen. Egal ob über die Kriminalitätsstatistik berichtet wird und die Journalisten (offensichtlich) für ihre Berichterstellung nur die Pressevorlage des BKAs bzw. des Innenministers heranziehen, anstatt sich die Mühe zu machen und selber in die PKS zu schauen und eigene Berechnungen anzustellen bzw. die einzelnen Landesstatistiken näher zu beleuchten. Oder es findet eine selektive Berichterstattung bezüglich der angeblichen „Collusion“ im amerikanischen Wahlkampf statt und es wird nicht über die Erstellung des Steele—Dossiers, dessen Finanzierung durch Clinton, die Verwicklungen der Podesta Brüder und Fusion GPS, Bruce und Melanie Ohr oder Peter Stzrok.
Ich hatte in einem anderen Beitrag schon darüber geschrieben, was die Digitalisierung des Geschäftsmodells der klassischen Tageszeitung wirklich bedeutet und anhand zweier Medienunternehmen „Axel Springer SE“ und der „Funke Mediengruppe“ dargelegt, wie das erste Unternehmen sich erfolgreich transformiert hat. Indem es eben verstanden hat, dass mit Digitalisierung insbesondere auch eine Entbündelung des redaktionellen und nicht—redaktionellen Teils erfolgt und der nicht—redaktionelle Teil in Form von spezialisierten Portalen im Internet repräsentiert wird.
Journalisten haben den oben beschriebenen Sachverhalt offensichtlich nicht verstanden, sie haben — und das ist noch viel trauriger— nicht verstanden, was das Internet für ihre Branche und dem vermeintlichen Universaljournalisten wirklich bedeutet. Schauen wir uns einmal die Zeit davor an. Da hatte ein Redakteur eher exklusiven Zugriff auf Mitteilungen der Polizei oder aber auf die PKS oder andere Statistiken. Für den Normalbürger war es eher mühevoll an diese Quellen heranzukommen. Zusätzlich gab es noch den exklusiven Zugang zu den Lesern, es bedurfte einer Druckerpresse und einem Vertriebsnetz. Beides ist im Internetzeitalter nicht mehr vonnöten. Der Bürger hat in vielen Fällen die gleichen Zugänge auf (amtliche) Statistien wie die Journalisten. D.h. wenn er einen Artikel eines Journalisten zur Kriminalitätsstatistik hat, kann er diesen verifizieren, indem er die amtlichen Statistiken sich von den Seiten des BKA herunterlädt und seine eigenen Berechnungen beginnt. Er kann sogar — wie in meinem Fall— seinen eigenen Blog betreiben und die PKS auswerten und hierüber schreiben. Und es kommt noch besser, der „gemeine“ Leser dürfte in vielen Fällen ein weitaus besseres und spezialisiertes Wissen in seiner Profession haben und kann selbstverständlich darüber bloggen, wenn mal wieder sein Leserbrief gelöscht wird, weil es dem Journalisten nicht gefällt, dass er beim Faken mal wieder erwischt wurde oder es zu offensichtlich ist, dass er über eine Materie schreibt, von der er keine Ahnung hat.
Wir erleben m.E. nicht nur den Untergang der Mainstreammedien in From sinkender Auflagenzahlen und einem nicht—vorhandenem oder nicht—funktionierendem Geschäftsmodell im Internet, sondern wir erleben das Verschwinden eines Berufsstandes der sich selbst überhöht hat und in seinem moralischen Duktus die Welt versucht zu erklären, die er selber nicht versteht. Der Zukunft dürften Magazine gehören, die Artikel von Spezialisten veröffentlichen, die das zum Teil neben ihrer Profession betreiben oder auch Aggregatoren, die Blogartikel sammeln und veröffentlichen.
Ist das ein Grund zur Trauer oder dürfen wir uns freuen? Ich sage klar und deutlich zu zweiterem Ja und freue mich auf diese Zukunft und dem Untergang des Mainstreamjournalisten.
Hat dies auf Nicht-Linke Blogs rebloggt.
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Meine Vaetergeneration, die erst in der 2. Haelfte ihres Lebens mit PC und Internet konfrontiert wurde, weiss meist nichts damit anzufangen. Meine Baby-Boomer Generation ist immer noch aehnlich orientiert, mit Ausnahme derer, die an der Entwicklung und am Aufbau der PC und Internettechnologie und deren Anwendung beteiligt war. Die meisten ab ca. 1990 geborenen kennen PC und Internet seit der Wickelkommode und haben mit den Printmedien nicht mehr viel am Hut. Mit den Babyboomern werden die Printmedien aussterben.
Interessant finde ich den Aufschwung der Vlogs auf YouTube und Co. Viele hoeren lieber zu, anstatt z.B. einen Blog zu lesen. Das sieht aus wie ein Zurueck zu den Priestern, bevor es den Buchdruck gab. Aber so wie damals die Katholiken gemerkt haben, dass sie von der Kirche in Bezug auf den Ablasshandel angelogen wurden, bemerken heute immer mehr, dass sie von CNN, MSNBC, ARD, ZDF angelogen werden. Das fuehrt wie damals zur Sektenbildung und zu Generationen andauernden Sektiererei mit Gewalt usw.
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